Lebererkrankungen bei Katzen und Hunden

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Die wichtigsten Lebererkrankungen beim Hund sind die Leberentzündung (Hepatitis) und der Leber Shunt (Missbildung von Blutgefässen). Bei der Katze sind es die hepatische Lipidose (Leberverfettung), der Leber Shunt und Gallenabflussstörungen. Die Symptome für diese Erkrankungen sind eher unspezifisch und daher schwer zu interpretieren. Zögern Sie also nicht, zum Tierarzt zu gehen, wenn Ihnen ein ungewöhnliches Verhalten bei Ihrer Katze oder Ihrem Hund auffällt.

Funktionen und Aufgaben der Leber

Die Leber, das grösste Bauchorgan des Körpers, liegt hinter dem Zwerchfell und ist durch die Rippen geschützt. Sie ist für zahlreiche Stoffwechselfunktionen verantwortlich:

  • die Produktion lebenswichtiger Eiweisse wie z. B. Bluteiweisse und Gerinnungsfaktoren
  • die Verwertung und Speicherung von Nahrungsbestandteilen (Fette, Kohlenhydrate, Proteine, Vitamine)
  • die Gallenproduktion und die damit verbundene Verarbeitung
  • die Ausscheidung von Medikamenten und Giftstoffen

Das Blut wird bei jedem Umlauf im Körper durch die Leber geleitet, wo es gereinigt oder auch mit Nährstoffen angereichert wird. Diese vielen und wichtigen Aufgaben der Leber zeigen auf, welche Auswirkung eine Schädigung oder Erkrankung dieses Organs auf den Gesamtorganismus haben kann. Dennoch hat sie eine eindrückliche Regenerationsfähigkeit von bis zu 80 %.

Die Leber besteht beim Fleischfresser aus sieben Leberlappen. Diese sind mit einem feinen Geflecht von zahlreichen Blutgefässen durchzogen. Die Gallenblase liegt auf der Unterseite und wird durch die Lappen geschützt. Sie speichert die Gallenflüssigkeit, die für die typische Farbe des Kots verantwortlich ist. 

Bei einer Katze wiegt die Leber ca. 70 g, bei Hunden bis zu 1.5 kg.

Lebererkrankungen bei Hunden

Allgemein gilt, dass Tiere mit einer Lebererkrankung unspezifische Symptome zeigen. Häufig sind dies Apathie, mangelnde Fresslust, Erbrechen, Durchfall, Gewichtsverlust und übermässiger Durst. Gelbfärbung (Ikterus), Bauchwassersucht (Aszites) oder eine Vergrösserung der Leber sind nicht zwingend, aber möglich. Beim Hund sind chronische Erkrankungen häufiger als ein akutes Geschehen.

Chronische Hepatitis beim Hund 

  • Signalement: Einige Rassen sind empfänglicher für Leberentzündungen. Darunter sind beispielsweise der Bedlington-, Westhighland White- und Sky Terrier, Dobermann und Dalmatiner.
  • Symptome: oftmals unspezifisch, siehe oben.
  • Ursachen: vielfältig!
    Infektionen durch Viren (Adenovirus, Schutz durch die Kombi-Impfung) und Bakterien (Leptospiren, ebenfalls in der Kombi-Impfung enthalten), Speichererkrankungen wie z. B. die Kupferspeicherkrankheit beim Westhighland White Terrier. Häufig treten auch Schädigungen der Leber durch Medikamente (Glukokortikoide, gewisse Medikamente gegen Epilepsie und Narkosemittel) oder Giftstoffe (Xylitol: künstlicher Süssstoff) auf.
  • Therapie: richtet sich nach der Ursache.
    Wenn möglich, die Ursache eliminieren (Medikamente, Giftstoffe). Wichtig sind Anpassungen der Diät: Der Proteinanteil kann beispielsweise gut durch Rindfleisch gedeckt werden. Dieser sollte i.d.R. eher etwas reduziert werden, so dass er gerade dem Bedarf entspricht, denn zu viel Eiweiss belastet die Leber. Als Energielieferanten sind Kohlenhydrate und Fette (Rinder-, Schweinefett) geeignet, sofern kein Fettstoffwechselproblem vorliegt. Insgesamt sollte die Nahrung natriumarm sein und wenn nötig, den Kupfergehalt senken. Zusatzstoffe wie L-Methionin unterstützen die Leber zusätzlich.
    In der Komplementärmedizin gibt es viele Möglichkeiten, die Leber zu unterstützen. Mariendistel ist eine der wichtigsten und wirkungsvollsten Pflanzen. Daneben können auch Artischocke, Löwenzahn und Schafgarbe eingesetzt werden. Auch Homöopathie und die traditionelle chinesische Medizin haben einiges auf Lager, um einen Leberpatienten zu unterstützen.
  • Prognose: Die Prognose ist abhängig von der Grunderkrankung, jedoch insgesamt gesehen, als eher schlecht zu beurteilen, da die Ursache oft nicht vollständig eliminiert werden kann bzw. die Leber durch den chronischen Prozess fibrotisch (Einlagerung von «Narbengewebe») wird.

Lebererkrankungen bei Katzen

Wie oben erwähnt, sind die ersten Symptome einer Lebererkrankung oftmals unspezifisch: Apathie, mangelnde Fresslust, Gewichtsverlust, chronisches und wiederkehrendes Erbrechen. Allenfalls Durchfall, Fieber, Bauchwassersucht und zentralnervöse Symptome. Anders als beim Hund, sind Gelbsucht und Vergrösserung der Leber bei Katzen sehr häufig und typisch.

Die hepatische Lipidose

Sie ist die häufigste Lebererkrankung bei der Katze. Die Grundursachen sind vielfältig, doch haben sie alle gemeinsam, dass die Katze die Nahrung über einen kürzeren oder längeren Zeitraum verweigert hat.

  • Signalement: Meistens betrifft es Katzen, die älter als zwei Jahre alt sind. Es gibt keine Rassenprädisposition. Fast immer handelt es sich um übergewichtige Katzen, die zuvor einem Stress (Krankheit, neue Artgenossen, Futterwechsel, Aufenthalt in einer Pension etc.) ausgesetzt waren und in der Folge keine Nahrung mehr zu sich genommen haben.
  • Symptome: Keine Futteraufnahme über mehrere Tage, schneller Gewichtsverlust, Erbrechen und Austrocknen. Gelbsucht (Ikterus) kommt etwa bei 70 % der Tiere vor.
  • Hintergrund: Durch die fehlende Nahrungsaufnahme gelangt der ganze Stoffwechsel der Katze in Schieflage. Der Energiemangel führt dazu, dass der Körper übermässig Fett abzubauen beginnt. Die Fettsäuren gelangen über das Blut in die Leber. Die Leber wird regelrecht überflutet und die Kapazität, Fett abzubauen, massiv überschritten. Folglich kommt es zur Ablagerung von Fett in der Leber und diese wird dadurch vergrössert. Da die Leber nun auch andere Um- und Abbaufunktionen nicht mehr genügend erfüllen kann, kommt es im Blut zur Anreicherung von Ammoniak (eine Vorstufe von Harnstoff, welcher im Normalfall über die Nieren ausgeschieden wird). Zu viel Ammoniak löst eine hepatische Enzephalopathie aus, die sich durch neurologische Symptome, Speicheln und Depression zeigt. Ein oft tödlich verlaufender Kreislauf beginnt, da die Katzen nun so schwer krank sind, dass sie die dringend benötigte Nahrung erst recht verweigern.
  • Abklärung: Typische Klinik und Vorgeschichte lassen zusammen mit einer Blutuntersuchung oft schon eine ausreichende Diagnose zu. Ultraschall und Röntgen können sie noch untermauern bzw. bei der Ursachenfindung hilfreich sein. Als Ursachen kommen neben einem stressigen Ereignis, u.a. Diabetes mellitus, entzündliche Leber- oder Darmerkrankungen, Pankreatitis, neurologische Krankheiten, Neoplasien oder chronische Niereninsuffizienz in Frage.
  • Therapie: Fast alle Katzen müssen stationär aufgenommen werden, da eine intensive Therapie erforderlich ist. Diese besteht aus der Zufuhr von Nahrung: Oftmals reichen Appetitstimulantien nicht mehr aus und es muss auf eine künstliche Ernährung via Sonde umgestellt werden. Die Nahrung sollte proteinreich sein, ausser es bestehen bereits neurologische Symptome. Weiter brauchen die Tiere Infusionen, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen.
  • Prognose: Die Prognose ist abhängig von der Ursache. Kann die Ursache eliminiert werden, warum die Katze die Nahrung verweigert hat, ist die Prognose günstiger als wenn diese bestehen bleibt (z. B. Diabetes, Niereninsuffizienz). Im Allgemeinen ist sie aber vorsichtig.
    Die beste Prophylaxe ist das Normalgewicht der Katze, vermeiden von Stressoren, die zur Nahrungsverweigerung führen und eine gesunde, ausgewogene Ernährung.

Gallenabflussstörungen bei der Katze

Anders als beim Hund, sind bei der Katze eher das Gallengangsystem als die Leberzellen selbst betroffen (Ausnahme: hepatische Lipidose). Bei einer Cholangitis – der Entzündung der Gallengänge – werden oft auch Pankreas und Teile des Dünndarms in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Entzündung der Gallengänge kann die Gallenflüssigkeit nur schwer oder gar nicht mehr abfliessen. Es kommt zum Gallenstau und Eindicken der Flüssigkeit, die sozusagen alles «verklebt». Ein lebensbedrohlicher Zustand kann entstehen. 

  • Signalement: Alle Altersklassen können betroffen sein, Perserkatzen scheinen häufiger als andere zu erkranken.
  • Symptome: Die Erkrankung kann akut oder auch chronisch verlaufen. Im Allgemeinen zeigen Katzen mit einem akuten Verlauf heftigere Symptome als solche, die chronisch erkranken. Die Anzeichen gehen von Apathie, Anorexie und den damit verbundenen Gewichtsverlust und Bauchschmerzen bis hin zu Fieber, Erbrechen, Durchfall, Austrocknen, Ikterus und Bauchwassersucht.
  • Abklärung: Wie erwähnt, sind oftmals weitere Organe mitbetroffen. Das bedeutet, dass eine sorgfältige und oft mit Aufwand verbundene Untersuchung nötig ist. Blutuntersuchungen zeigen meist deutliche, jedoch unspezifische Veränderungen. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall lassen genauere Schlüsse zu, welche Organe erkrankt sind und ob bereits ein Gallenstau vorliegt. Biopsien der Leber geben die genausten Diagnosen und lassen auch Rückschlüsse zu, ob es sich um ein infektiöses oder immunvermitteltes Geschehen handelt.
  • Therapie: Stabilisation der Katzen mittels Infusionen sowie Medikamente, welche die Leberfunktion unterstützen. Liegt eine bakterielle Infektion vor, kommen Antibiotika zum Einsatz. Handelt es sich um ein immunvermitteltes Geschehen, wird mit Kortison therapiert. Die Therapie gestaltet sich oft sehr intensiv und muss stationär erfolgen. Wichtig ist ebenfalls, dass die Tiere möglichst rasch wieder Nahrung zu sich nehmen, wenn nötig über eine Ernährungssonde (Gefahr der hepatischen Lipidose).
  • Prognose: Es gibt wenige verlässliche Aussagen über die Prognose. Sicher ist, dass gerade die akute Anfangsphase der Erkrankung heikel ist. Übersteht die Katze diese, verbessert sich ihre Prognose zunehmend.
    Nach überstandener Erkrankung können betroffene Katzen jahrelang ohne Medikamente ein qualitativ gutes Leben führen.

Leber Shunt bei Hund und Katze

Der Leber Shunt ist eine Fehlbildung der Blutgefässe, die dazu führt, dass das Blut, das von den Bauchorganen kommt, nicht wie normal durch die Leber fliesst. Es gibt sozusagen eine «Kurzschlussverbindung» – ein Shunt – zwischen den Gefässen, und die Leber wird ausgelassen. So wird das Blut nicht in der Leber gereinigt und entgiftet, sondern vom Herzen wieder in den gesamten Organismus verteilt. Stoffe, die eigentlich ausgeschieden werden sollten, verbleiben im Körper. Der Organismus vergiftet sich innerlich.

  • Signalement: Bei den Hunden ist der Shunt oftmals angeboren, Symptome können sich bereits im Welpenalter, teilweise aber auch erst beim erwachsenen Hund zeigen.
    Katzen erkranken meistens an einem erworbenen Shunt, d.h. sie sind bereits älter, wenn die ersten Anzeichen auftreten. Bei einem erworbenen Shunt liegt immer eine Grunderkrankung vor, meistens eine Lebererkrankung (Fibrose, Tumor, Zyste etc.). 
  • Symptome: Ist der Leber Shunt angeboren, kommt es typischerweise zu Wachstumsverzögerungen, Erbrechen, Fellveränderungen und leichten bis schweren neurologischen Symptomen, wie Gleichgewichtsstörungen, motorische Unruhe, Kopfpressen, Krampfanfällen, Koma und Sehstörungen. Katzen fallen durch ihr übermässiges Speicheln auf. Selten kann man, ebenfalls bei Katzen, eine Farbveränderung der Iris zu Kupfer beobachten. Manche Patienten erscheinen auch einfach nur sehr träge.
    Die neurologischen Symptome werden unter dem Begriff hepatische Enzephalopathie zusammengefasst. Da die Leber ihre Entgiftungsfunktion nicht oder nur ungenügend wahrnehmen kann, reichern sich im Blut Stoffe an, die für das Gehirn giftig sind. Unter anderem handelt es sich dabei um Ammoniak, das aus der Proteinverdauung stammt. Typischerweise zeigen betroffene Tiere innerhalb von 30 Minuten nach Nahrungsaufnahme verstärkt Symptome. Wird auf fleischhaltige Nahrung verzichtet, bessert sich der Zustand der Patienten.
  • Abklärung: Typische Symptome und die Vorgeschichte lassen bereits einen starken Verdacht zu. Im Blut weisen die Tiere diverse Veränderungen auf, insbesondere des Harnstoffs und der Gallensäure. 
    Im Röntgen ist meistens eine verkleinerte Leber sichtbar, da diese durch den Mangel an Blut und Nährstoffen verkümmert. Die sicherste Methode, um einen Leber Shunt nachzuweisen, ist die Angiographie. Dabei wird Kontrastmittel in eine Vene gespritzt, wodurch die Blutgefässe unter Durchleuchtung sichtbar gemacht werden. Insgesamt eine aufwändige, aber notwendige Untersuchung, falls das Tier operiert werden soll.
  • Therapie: Therapie der Wahl ist eine Operation zum Verschluss des Shunt-Gefässes. Nicht jede Missbildung kann operativ behoben werden, denn es kommt darauf an, ob das Problem chirurgisch überhaupt zugänglich ist. Zudem lassen sich nicht alle Gefässe vollständig verschliessen. Handelt es sich um einen erworbenen Shunt, muss das zugrundeliegende Problem ebenfalls berücksichtigt werden. Die Operation und die Nachsorge der Patienten sind aufwändig und oft kompliziert. So bleibt die Behandlung mehrheitlich einigen gut ausgerüsteten Kliniken vorbehalten.
    Proteinarme Ernährung führt zur Verminderung des Ammoniakgehaltes im Blut. Dies kann aber wegen Mangelernährung nur über eine kurze Zeit verabreicht werden, beispielsweise zur Stabilisation des Patienten vor einer Operation.
  • Prognose: Vorsichtig-schlecht. Noch lange nicht bei jedem betroffenen Tier ist eine Operation möglich. Je länger das Problem bestanden hat und je grösser die Leberschädigung ist, desto schlechter sind die Erfolgsaussichten. Auch nach einem operativen Eingriff können Symptome bestehen bleiben. Oft ist eine Anpassung der Nahrung und Medikamente zur teilweisen Kontrolle der hepatischen Enzephalopathie ein Leben lang notwendig. Dennoch soll gesagt sein, dass immer wieder erfolgreiche Operationen gelingen, nach denen die Patienten ein praktisch symptomfreies Leben führen können.

Natürlich liegt es nicht alleine in Ihrer Hand, eine Lebererkrankung Ihres Tiers zu vermeiden, aber Sie können seine Gesundheit mit natürlichem und hochwertigem Futter unterstützen. Im ANiFiT-Shop finden Sie gesundes Futter für Katzen wie auch für Hunde.

Bei weiterführenden Fragen können Sie sich an Ihren Berater wenden oder an unseren ANiFiT-Kundenservice.

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