Was ist, wenn Ihr Hund auffällig schnell atmet oder sich seine Ohren heiss anfühlen? Antworten auf diese Fragen, mehr über Vitalwerte des Hundes und wie Sie wann reagieren sollten, lesen Sie in diesem Artikel.
Was sind Vitalwerte?
Vitalwerte, auch Normwerte genannt, sind Messgrössen wichtiger Körperfunktionen wie Atmung, Herzschlag, Körpertemperatur oder Schleimhäute. Auch das Bewusstsein wird bewertet. Für jede Messgrösse gibt es eine physiologische, also natürliche, Bandbreite. So liegt die Körpertemperatur beim Hund beispielsweise zwischen 37.5 und 39.0 Grad C°. Alles, was unter 37.5 liegt, bezeichnet man als Unterkühlung. Dagegen alles über 39.0 als erhöhte Körpertemperatur bzw. als Fieber. Der Bereich dazwischen gilt als Normbereich.
Gleichzeit schaut man sich immer auch das Fell und die Augen an, die einiges über den Gesundheitszustand aussagen. So bekommt man mit wenig Hilfsmitteln einen recht guten Eindruck, wie es dem Tier geht.
Welche sind die Vitalwerte des Hundes?
Fast alle wichtigen Vitalwerte, abgesehen von der Körpertemperatur, lassen sich schon alleine mit unseren Sinnen erfassen und sind somit jederzeit messbar.
Eine kurze Übersicht zu den verschiedenen Normwerten des Hundes:
- Herzfrequenz/Puls
- Atmung
- Körpertemperatur
- Schleimhäute (Farbe, Feuchtigkeit, Durchblutung)
Herzfrequenz/Puls bei Hunden
Bei manchen kurzhaarigen Hunden sehen Sie den Herzschlag bereits, wenn sie auf der linken Seite am Boden liegen. Dabei fällt oft auf, dass das Herz unregelmässig schlägt. Diese recht regelmässige Unregelmässigkeit nennt man Sinusarrhythmie und ist ganz normal für einen Hund in Ruhe. Sobald der Organismus in die Gänge kommt, verschwindet sie, und der Herzschlag ist wieder gleichmässig. Den Puls messen Sie am besten an der Oberschenkelarterie. Mit leichtem Druck und mit flach angelegten Fingerspitzen, können Sie die Arterie auf der Beininnenseite fühlen. Ist ein Hund stark behaart oder übergewichtig, kann dies manchmal schwierig sein.
Die Herzfrequenz hängt von der Grösse ab und liegt zwischen 80 und 120 Schlägen pro Minute. Ebenso wie sportliche Menschen, haben sportliche Hunde physiologisch eine etwas tiefere Herzfrequenz. Sie steigt, wenn der Hund aktiv ist, sich aufregt oder auch bei Fieber. Erkennen Sie keinen Grund für eine dauerhafte Erhöhung (in eher seltenen Fällen eine zu tiefe Frequenz), sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen, denn es könnte auch eine Erkrankung des Herz-/Kreislaufsystems oder anderes dahinterstecken.
Atmung von Hunden
Wie schnell atmet ein Hund? Gleich schnell, schneller oder langsamer als ein Mensch? Ein gesunder Erwachsener atmet 10 bis 12 Mal in der Minute und somit etwa gleich schnell wie ein grosser Hund. Kleine Hunde atmen mit bis zu 30 Atemzügen in der Minute deutlich schneller.
Gerade bei grossen und sehr pelzigen Hunden ist manchmal kaum zu sehen, wie sich der Brustkorb hebt. Da hilft es, wenn Sie die Nasenflügel beobachten oder im Zweifelsfall die angefeuchtete Hand vor die Hundenase halten.
Atemnot erkennen Sie am besten daran, dass der Hund richtiggehend nach Luft schnappt, seine Augen aufreisst und/oder stark mit dem Bauch mitpumpt. Atemnot ist sehr beängstigend und ein Notfall. Darum sollten Sie mit Tieren, die um Luft ringen, immer möglichst ruhig umgehen und sie nicht noch zusätzlich durch unnötige Bewegung oder hektisches auf sie Einreden oder Streicheln aufregen.
Körpertemperatur von Hunden
Wenn wir uns bewegen, kommen wir ins Schwitzen und geben dadurch einen Teil der Wärme wieder ab, die durch die erhöhte Muskelaktivität entstanden ist. Hunde schwitzen nur an den Pfoten. Sie geben vermehrte Wärme vorwiegend durch Hecheln ab. Hecheln ist eine Spezialität unserer Hunde, die wir Menschen nicht beherrschen. Dabei wird die Luft nicht wie bei einem normalen Atemzug tief in die Lunge geatmet, sondern sie bleibt oberflächlich und kühlt dabei die Schleimhäute und Blutgefässe ab. Die Luft zirkuliert dabei immer im sogenannten «Totraum», also dort, wo kein Gasaustausch stattfindet. Darum wird es einem Hund beim Hecheln auch nicht schwindlig.
Wie bereits erwähnt, beträgt die normale Körpertemperatur eines Hundes 37.5 bis 39.0 Grad Celsius. Sie steigt je nach Aktivität bis über 40.0 Grad. Kurzzeitig ist dies für den Organismus kein Problem. Kann der Hund aber zu wenig Wärme abhecheln oder ist die Aussentemperatur zu hoch, kommt es zur Überhitzung, im schlimmsten Fall zu einem Hitzschlag. Da muss sofort gehandelt werden, denn Abkühlen mit kühlem Wasser kann lebensrettend sein.
Fieber (ab 39.0 Grad) ist eine natürliche Reaktion des Körpers bei Infektionen. Steigt die Körpertemperatur an, wird es für Bakterien und Viren ungemütlich. Fieber bedeutet einen gewissen Schutz für den Körper und sollte nicht per se bekämpft werden. Hier entscheidet am besten der Tierarzt, ab wann eingegriffen werden sollte und wann nicht. Ohren und Nase sind oft, aber eben nicht immer (!) trocken und warm bei Fieber. Darum sind sie nur unzuverlässige Parameter.
Schleimhäute von Hunden
Die Schleimhäute geben sehr viele und wichtige Informationen über den aktuellen Kreislaufzustand. Am besten heben Sie dafür die Lefzen an und schauen sich Zahnfleisch, Zunge und Lefzeninnenseite an. Normale Schleimhaut ist rosa, feucht, glatt und glänzend. Wenn ein Hund stark pigmentiert ist, z. B. Eurasier, sollten Sie sich auch die Bindehäute der Augen anschauen. Mit den Fingern bekommen Sie einen Eindruck, ob das Tier gut hydriert ist, also ob der Körper über genügend Flüssigkeit verfügt. Normalerweise werden die Finger schön feucht. Ist das Tier dehydriert, bleiben Sie auf den Schleimhäuten «kleben» und haben höchstens klebrigen Schleim an den Fingern. Die Schleimhäute glänzen bei Dehydrierung auch nicht mehr.
Die Durchblutung können Sie mit Hilfe der kapillaren Füllungszeit (KFZ) messen. Dafür drücken Sie mit einem Finger auf die Schleimhaut. Dadurch werden die kleinen Kapillaren entleert und die Stelle wird weiss. Wenn Sie loslassen, strömt das Blut wieder zurück. Diese Zeit zwischen Loslassen und normaler Farbe, nennt man KFZ. Normalerweise ist sie unter 2 Sekunden. Ist sie verzögert, also über 3 Sekunden, spricht man von einem Schock.
Mehr zur Abweichung der Schleimhautfarbe (blass, rot, gelb, blau), finden Sie im PDF am Ende des Artikels.
Was ist ein Schock?
Schock bedeutet der Zusammenbruch der Kreislauffunktionen. Der Körper zieht alles Blut von der Oberfläche ins Zentrum, um die Versorgung lebensnotwendiger Organe zu gewährleisten. Dies hat zur Folge, dass die Körperoberfläche auskühlt, die Schleimhäute blass werden und die KFZ über 3 Sekunden steigt.
Gleichzeitig erhöht sich zu Beginn Puls und Atmung, bevor diese abnehmen. Je nach Schweregrad, kann ein Schock lebensbedrohlich werden. Das Bewusstsein verändert sich von leichter Apathie (Müdigkeit, Lustlosigkeit) über starke Benommenheit (schläfrig, starke Reize wecken den Hund aber auf), bis hin zu komatösen Zuständen (keine Reaktionen mehr auf Reize).
Darum: verständigen Sie sofort den Tierarzt und lassen Sie Ihren Hund so schnell wie möglich versorgen.
Vergiftung bei Hunden
Wie Paracelsus (1493–1541) schon sagte: «Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.»
So viele Gifte es gibt, so zahlreich sind auch die Vergiftungssymptome, die eines oder mehrere Organsysteme betreffen können.
Eine ausführliche Auflistung der Vergiftungs-Symptome finden sie im PDF am Ende des Artikels.
Wichtige Merkpunkte, die der Tierarzt wissen sollte:
- Was?
- Wann?
- Wie viel?
- Symptome
Gibt es Reste des Gifts oder noch besser eine Verpackung, dann bringen Sie diese unbedingt dem Tierarzt mit. Innerhalb der ersten 2 Stunden nach Giftaufnahme kann man in vielen Fällen den Hund zum Erbrechen bringen und so einen grossen Teil des Giftes loswerden – also ist schnelles Handeln gefragt!
Wie schnell ein Gift wirkt, ist sehr unterschiedlich. Einige können innert Minuten wirken, andere, wie beispielsweise Rattengift, weisen einen verzögerten Wirkungseintritt von 1 bis 3 Tage auf.
Wie messen Sie die Vitalwerte des Hundes?
Im Video sehen Sie, wie Sie die Vitalwerte des Hundes richtig ermitteln.
Die wichtigsten Vitalwerte des Hundes auf einen Blick
Laden Sie sich das PDF herunter, in dem alles Wichtige in Kürze zusammengefasst ist. Prüfen Sie die Vitalwerte Ihres Hundes und schreiben Sie diese in die Tabelle. So sind Sie für den Ernstfall gut vorbereitet.
PDF Download:
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